Zahlenraten beim Erfolg der Energiewende

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Die Medien und die Politik feiern die Erfolge der Energiewende und prophezeien goldene Klimarettungszeiten und dann kommt die Universität Heidelberg, genauer das Physikalische Institut der Universität zu ganz anderen Zahlen und einer ernüchternden Einschätzung. Wer macht denn hier nur simples Zahlenraten bei der Einschätzung des Erfolgs der Energiewende?

Bildquelle Titelbild: © Heinrich Linse  / pixelio.de

Die Zahlen in den Medien gegen die Zahlen des BMWi

Häufige Winde haben 2019 die Ökostrom-Produktion kräftig angetrieben, der Anteil erneuerbarer Energien erreicht fast die Hälfte des gesamten Stromverbrauchs. […] Der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch ist in den ersten sechs Monaten des Jahres deutlich gestiegen. Vor allem das windige Wetter führte dazu, dass Ökostrom 44 Prozent des Stromverbrauchs gedeckt hat. Das geht aus Berechnungen des Energieverbands BDEW hervor. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum waren es 39 Prozent.

Quelle: Spiegel Online – https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/windkraft-boom-oekostrom-anteil-in-deutschland-steigt-auf-rekordwert-a-1274318.html

Nun gibt es Werte und eine Grafik des BMWi, die stutzig macht. Demnach trägt die Windenergie mit 3% und die Photovoltaik mit 1,3% zur Energieversorgung bei. Die -> Abhandlung der Physikalischen Instituts der Uni Heidelberg weist hier vor allem darauf hin, dass es sich bei diesen Zahlenangaben um den Primärenergieverbrauch handelt, also den Verbrauch aus dem Energievorrat.

Anteile an der Energieversorgung
Anteile an der Energieversorgung – Quelle: BMWi

Regenerative Energien sind dabei die unteren vier, weitgehend CO2-neutral die unteren fünf Enegieerzeuger (sofern man die Produktion und Entsorgung nicht berücksichtigt).

Laut Umweltbundesamt lag der Anteil der Primärenergie aus der erneuerbaren Energie im Jahr 2018 insgesamt bei 14% und der Endenergieanteil insgesamt bei knapp 17%. Der Begriff „Endenergie“ beschreibt nicht den Verbrauch an Energievorrat, sondern die Menge, die tatsächlich beim Verbraucher ankommt. Dieser Endenergieanteil betrug 2018 rund 69% des Primärenergieverbrauchs.

Wie man die Energiewende schön rechnet

Um diese überaus magere Bilanz aufzuhübschen, gibt es unter anderem die Methode für Sonnen- und Windnergie die installierte Leistung als Grundlage zu nehmen, wie das bei Kern-, Kohle- und Gaskraftwerken üblich und sinnvoll ist. Das Problem dabei ist jedoch die Verfügbarkeit, denn Windkraftanlagen liefern an Land nur ca. 20% und in Offshore-Anlagen nur ca. 50% ihrer installierten Leistung. Noch schlechter sieht es bei Solaranlagen aus, die über das Jahr gemittelt nur etwas über 12% der maximal erzeugbaren Strommenge liefern.

Die -> Abhandlung der Physikalischen Instituts der Uni Heidelberg weist auch darauf hin, dass als Maßzahl für Berechnungen gerne nur der Verbrauch an Primärenergie des Haushaltsstroms verwendet wird. Der Stromverbrauch der privaten Haushalte beträgt aber nur knapp 25% des Gesamtstromverbrauchs (also der Endenergie). Umgerechnet auf die Primärenergie sind das nur noch 18%.

Setzt man zum Beispiel die installierte Leistung aller Windkraftanlagen in Beziehung zum Stromverbrauch aller Haushalte, so gewinnt man sofort einen Wert, der 4/6% = 70 mal größer ist als die eigentlich interessierende nutzbaren Leistung der Windkraft am gesamten Energieeinsatz. Diese Beispiele lassen ahnen, warum die Bilanz der bisherigen Energiewende so ernüchternd ausfällt.

Quelle: Physikalisches Instituts der Uni Heidelberg – Energiewende: Fakten, Missverständnisse, Lösungen –ein Kommentar aus der Physik

Mit schönen Zahlen an die Wand

  • Deutschland liegt laut -> Die Welt aktuell auf Platz 17 des Energiewende-Index des WEF (World Economic Forum) und damit 8 Plätze hinter Uruguay und nur zwei Plätze vor Litauen. Bei der so genannten System-Performance reicht es nur noch auf Platz 46 von insgesamt 115 Nationen. Bewertet werden dort Preisniveau, Energiesicherheit und Nachhaltigkeit.
  • Bei der Abhängigkeit von Kohle steht Deutschland auf dem 111. Platz, dem fünftletzten Platz als Resultat des überhasteten Ausstiegs aus der Kernenergie nach Fukushima, obwohl nirgendwo in Deutschland Tsunami-Gefahr droht.
  • Anstatt die bewährten High-Tec-Diesel- und Benzinmotoren zu verbauen, soll mit -> „Kobold“-Batterien und deren negativer Umweltbilanz gefahren werden. Der Nebeneffekt dabei ist, dass man ein E-Auto dann als Zweitwagen kauft (zusätzliche Umweltbelastung) und auch Strom dafür braucht (zusätzlicher Stromverbrauch), weil man für Langstrecken sonst den ganzen Tag braucht.
  • Eine CO2-Bepreisung sorgt für einen sofortigen Rückgang des „klimagefährlichen Gases“ und das so „erwirtschaftete“ Geld wird dem Steuerzahler zurückgegeben.

Und wegen der hysterisch beschworenen -> Klimakatastrophe, die mit der Energiewende gestoppt werden soll, kostet ein Kilowatt Strom in Deutschland für den privaten Verbraucher heute 34 Cent für einen Anteil von 17% an der Endenergie?
Das wird eine BER-Baustelle im deutschlandweiten Ausmaß!

Quellen:
Physikalisches Instituts der Uni Heidelberg -> Energiewende: Fakten, Missverständnisse, Lösungen –ein Kommentar aus der Physik
Die Welt -> Das verheerende Zeugnis für die deutsche Energiewende
Merkur -> Kobold in der Batterie? Baerbock unterläuft skurriler Sprach-Flop im Sommerinterview

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