
Bei einem Kurzurlaub in diesem Frühjahr in Westböhmen (Tschechien) habe ich zwei interessante Ausflugsziele entdeckt, die ich hier näher beschreiben möchte. Ich verweise wenn möglich auf die Homepage des jeweiligen Ortes, auf der man die „schönen Bilder“ anschauen kann und möchte hier meine eigenen im Bild festgehaltenen Eindrücke zeigen.
Stift Tepl
Nur 12 Kilometer entfernt von Marienbad (Mariánské Lázně) in Tschechien liegt das Klášter premonstrátů Teplá, ein Prämonstratenserkloster, das 1193 vom Gaugrafen -> Hroznata von Ovenec gestiftet wurde. Im selben Jahr wurde auch mit dem Bau der Kirche Mariä Verkündigung begonnen, der 39 Jahre dauern sollte. Der Bau fällt in die Endphase der Romanik und zeigt bereits den Einfluss des gotischen Baustils. Wie viele Klöster litt auch Stift Tepl während der Hussitenkriege, dem Dreißigjähriger Krieg, der Schlesischen Kriege unter Überfällen und Plünderungen. Im 17. Jhdt. wurde es durch einen Großbrand nahezu vollständig vernichtet und die zerstörten Gebäude wurden nur nach und nach wieder aufgebaut.

Zu Anfang des 18. Jhdt. wurde vom Abt des Klosters das erste Heilbad in der Nähe des heutigen Marienbad errichtet und sein Nachfolger gründete schließlich die Stadt selbst, die in kürzester Zeit Weltberühmtheit erlangte. Erst gegen Ende des Jahrhunderts wurden die Marställe, die Apotheke und ein Brauhaus gebaut.

Im zweiten Weltkrieg wurden die Mönche vertrieben und das Kloster zum Teil als Gefangenenlager benutzt, bis es 1950 schließlich enteignet wurde und Verwendung als Kaserne fand.
Ich bin nicht sicher, ob die Geschichte stimmt, dass der Brauturm die Aussicht aus dem Zimmer eines Kommandeurs gestört haben soll und er diesen deshalb sprengen lies. Dabei habe man sich in der Menge des Pulvers verschätzt, so dass die gesamte Brauerei zerstört wurde. Sie wurde nicht mehr aufgebaut.

1990 erhielten die Mönche das Kloster in sehr schlechtem Zustand zurück. Mit einem sehr warmen Geldregen der Europäischen Union, einem Förderverein und privaten Spenden wird das Kloster seither renoviert und modernisiert.
Besonders sehenswert ist neben der Kirche die zweitgrößte historische Bibliothek in Tschechien mit über 100.000 Büchern, davon etliche hundert Handschriften und Originaldrucke. Aufnahmen des barocken Bibliothekssaals, der zwischen 1900 und 1944 errichtet wurde, findet man auf der Homepage des -> Stifts Tepl.
Als Liebhaber alter Häuser und Ruinen hat es mir das 1901 errichtete alte Schulgebäude gegenüber des Klosters angetan.


Loket (Elbogen)
Knapp 50 km von Marienbad entfernt und kurz vor Karlsbad liegt -> Loket, eine mittelalterliche Stadt mit seiner Burg aus dem 12. Jhdt. Auch hier finden Sie die schönsten Bilder wieder im Netz und ich werde auf dieser Seite meine eigenen Fotos posten.
Die strategische Bedeutung des Ortes liegt in der Bebauung des Felsens, der vom Fluss Eger umflossen wird. Die gesamte Altstadt steht unter einem besonderen Denkmalschutzstatus des tschechischen Staates und ist eine der größten erhaltenen Burgen Europas, die bereits 1234 als königlich böhmische Grenzburg erwähnt wurde.
Das Rathaus wurde im Frühbarockstil Ende des 16. Jhdt. erbaut und in ihm findet man ein Museum für Buchbinderei. Davor steht die barocke Pestsäule (Säule der Allerheiligsten Dreifaltigkeit), die auf 1718 datiert ist.

Die Burg Loket selbst ist nicht besonders groß. Ursprünglich bestand sie aus den heute noch bestehenden großen Turm, einem Wohngebäude, das mit wenigen Metern Abstand auf dem heute noch sichtbaren Plateau erbaut war und einer Ringmauer. Der Turm war damals ohne Zugang in den unteren Stockwerken und er konnte daher nur über eine Holzbrücke vom Wohnhaus aus erreicht werden. Brach man nach der Flucht in den Turm die Holzbrücke ab, war man zumindest für einige Zeit relativ sicher und in einer passablen Verteidigungsposition.

Die Burg wurde zu großen Teilen modern restauriert und beherbergt neben einem Porzellanmuseum auch Räume für Veranstaltungen und einen Raum für Trauungen. In den Kellern sind Zellen mit mehr oder wenig kitschigen Installationen sämtlicher Arten von Folterungen inklusive entsprechender Klangkulisse.
Im Burgmuseum ist unter anderem ein Teil eines Eisen-Meteoriten (Oktaedrite) zu besichtigen, der vermutlich in der zweiten Hälfte des 14. Jhdt. stammt und mit etwas über 100 kg angegeben wurde. Der größte Teil des Meteoriten liegt im Naturhistorischen Museum in Wien, andere kleine Teile sind in Museen in ganz Europa verstreut. Sehr amüsant ist die Geschichte des verwunschenen Marktgrafen, die man -> hier ab Seite 59 nachlesen kann.