Die Gegend östlich der Verbindungsstraße von Sibiu nach Mediaş hat neben den berühmten Kirchenburgen von Biertan und Valea Viilor auch etliche kleinere Sehenswürdigkeiten wie -> Apoş (dt. Abtsdorf), -> Pelişor (Magarei), Moşna und Alma Vii zu bieten. Wer sich für verwunschene Ruinen begeistern kann, der sollte das ehemalige Schloss in Buia besuchen, das einst dem Mathematiker -> Janoş Bolyai als Rückzugsort und Familienbesitz diente. Buia liegt in einem Tal in den Ausläufern des Târnavelor-Gebirges ziemlich abseits der Touristenrouten, so dass sich nur wenige Fremde hier her verirren.
Die Schlossruine Bolyai ist nicht ganz einfach zu finden, da sie nicht ausgeschildert und inzwischen durch Büsche und Bäume teils überwuchert ist. Fährt man von Șeica Mare in Richtung Agnita, dann steht nahe dem Ortseingang von Buia eine Infotafel, bei der man über eine Holzbrücke einen kleinen Bach überqueren kann. An der nächsten Straßenbrücke kann man rechts vor sich die Ruine erahnen, die oben auf einem steilen Hang steht. Da der ehemalige Zufahrtsweg inzwischen durch ein Privatgrundstück verläuft, ist dieser Hang der einzige Zugang zur Ruine.
Die Geschichte des Schlosses Bolyai
Das erste Mal wurde das Schloss im Jahr 1324 urkundlich erwähnt, ein Adelssitz bestand demnach jedoch schon seit 1296. Im Jahr 1596 schenkte Sigismund Bathory das Schloss und weitere 14 Gemeinden in der Umgebung Michael dem Tapferen, nachdem er in der Schlacht von Șelimbăr erfolgreich war. Daher ist das Schloss im Volksmund auch als „Schloss von Mihai Viteazu“ in Erinnerung geblieben. Der Legende nach soll Michael nach der Schlacht erbeutete Juwelen in der Nähe des Schlosses vergraben haben.
In seiner Blütezeit zwischen dem 15. und 18 Jhdt. verfügte das Schloss über 12 Zimmer, einen prächtigen Innenhof, Kastanienalleen und sogar einen Eiskeller. Auch eine imposante große Kapelle war Teil des Ensembles. Neben den Wohn-, Repräsentations- und Verwaltungsräumen gab es im Inneren der Burg auch einen Raum für die Hinrichtung, den so genannten „Sensen-Kerker“, in dem die Verurteilten von einem oberen Stockwerk durch einen breiten Schacht in den Kerker geworfen wurden, in dem Speere und Sensen mit der Spitze nach oben steckten.
Im Jahr 1920 ging das Schloss in den Besitz des rumänischen Staates über, der bis 1960 hier eine Sanitätsstelle betrieb. Danach wurden die Räume noch einige Jahre als Lager genutzt. 1975 wurde das Schloss aufgegeben und verfällt seither rapide.
Eine zauberhafte Ruine
Da die Ruine nicht gesichert ist, sollte man bei der Begehung entsprechend vorsichtig sein. Die Gewölbe der Keller sind teils eingestürzt und auf herunter gebrochenen Decken aus morschem Holz wachsen Büsche und sogar Bäume. Große Teile des Geländes sind durch dichten Bewuchs nicht mehr oder nur sehr schwer zu erreichen.
Die ehemalige Zufahrtsstraße zum Haupttor führte rechts um den Berg herum. Rechter Hand folgte nach dem Tor das große Wohngebäude und auf der linken Seite Lagerräume in den Schlossmauern. Am nördlichen Ende der Mauern stand die Kapelle. Auf den noch nicht überwucherten Flächen des Schloßgeländes werden zur Zeit Kartoffeln angebaut.
Leider wird das Schloss auch als Steinbruch benutzt und viele der kulturell wertvollen Einzelstücke aus den Gebäuden und insbesondere aus der Kapelle sind gestohlen worden.
Viele wertvolle Elemente sind verschwunden, unter anderem: eine Platte mit Renaissance-Ornamenten in Flachrelief und die Inschrift „Johannes Gálffi“ (ein Fragment aus der Zeit von 1580-1588), die für die Gestaltung eines Türrahmens am Eingang der Kapelle verwendet wurde; die dekorativen Elemente der Kapelle – die Wandmalerei, die bemalte Kassettendecke aus dem 19. Jahrhundert, die spätbarocke, sechseckige, gemauerte Kanzel mit einem bemalten und geschnitzten hölzernen Baldachin aus dem 17. bis 18. Jahrhundert, die bemalten hölzernen Tribünen mit Inschriften und Familienwappen; ein mit Basrelief geschnitzter Grabstein, der Elisabeth Perneszy von Osztopán gewidmet ist und das von zwei Engeln getragene Wappen sowie eine Inschrift zeigt; usw.
Quelle: arh. Letiția COSNEAN
Das ursprüngliche Haupttor Fenster aus dem obersten Stock Fassade des Wohngebäudes
Für die Liebhaber von romantischen Ruinen und mit einem Faible für die Melancholie des Verfalls ist Buia und das Schloss der Familie Bolyai ein lohnendes Ausflugsziel. Wir waren begeistert.
Quellen:
-> ara
-> wikipedia.ro
-> adevarul.ro