Die beden Gemeinden Șelimbăr (Schellenberg) und Turnișor (Neppendorf) sind inzwischen fast vollständig mit der Stadt Sibiu verwachsen.
Die ehemalige Kirchenburg in Șelimbăr ist kaum noch als solche zu erkennen, da ihr doppelter Mauerring geschleift wurde. Der Ort selbst ist bekannt durch die -> Schlacht von Schellenberg, in der der walachische Woiwode Michael der Tapfere gemeinsam mit den Habsburgern die Truppen des ungarischen Kardinals -> Andreas Báthory und seinen osmanischen und polnisch-litauischen Verbündeten besiegte.
Die Kirchenburg von Șelimbăr
Gebaut wurde die evangelische Kirche im 12. Jahrhundert im romanischen Stil, von der die halbrunde Apsis und die Kreuzkapellen noch erhalten sind. Die gotischen Außenmauern wurden um 1423 errichtet und erst im Jahre 1804 entstand der Glockenturm.
Bei der Schlacht von Schellenberg 1599 wurden größere Teile von den Truppen Michael des Tapferen zerstört. Auch 1656 kam es zu Zerstörungen durch den ungarischen Fürsten -> Georg II. Rákóczi, der als Herrscher über Siebenbürgen auf Michael den Tapferen folgte. Ihr heutiges Aussehen verdankt die Kirche den 1986 abgeschlossenen Renovierungsarbeiten.
Die zahlreichen Veränderungen sind über den Gewölben ausführlich notiert worden.
Die Kirche von Turnișor
Auch Turnișor (Neppendorf) wurde wie die allermeisten Ortschaften von siebenbürgisch-sächsischen Einwanderern gegründet. Die erste Kirche wurde im 13. Jahrhundert mit einem Hauptschiff, zwei Seitenschiffen und einem wehrhaften Turm erbaut, der während der Mongoleneinfälle im 13. Jhdt. den Bewohnern Schutz bot.
Aus dieser Zeit sind nur noch Teile der unteren Mauern erhalten, da etwa um 1493 der gesamte Ort und die Kirche bei einem Einfall von Türken niedergebrannt wurde. Man nimmt an, dass bis in die Mitte des 18. Jhdts. die Kirchenruine nur notdürftig instand gesetzt war und die Gottesdienste im Ostteil des südlichen Seitenschiffes stattfanden. Der Ausbau zur Kirchenburg war deswegen nicht dringend notwendig, da die Bewohner im nahegelegenen und gut befestigten Hermannstadt Zuflucht finden konnten.
Das prosperierende Dorf wurde im 18. Jhdt. durch die Kurkutzenkriege und die Pest schwer getroffen und es siedelten sich in der Folge viele Protestanten aus dem Salzkammergut in Österreich, die sogenannten -> Landler an, die dort aus religiösen Gründen vertrieben wurden. Der Ort wuchs wieder schnell und ab 1781 konnte der Wiederaufbau begonnen werden. Aus der Zeit wenige Jahre danach stammen die heute noch gut erhaltenenn Malereien auf den Emporen.
Bereits 1759 wurde der heutgie Altar errichtet, dessen Erbauer und Maler aber unerwähnt blieben und nicht mehr festzustellen sind.
Die letzte Vergrößerung der Kirche fand erst 1911/1912 statt und verlängerte das Hauptschiff um 11 Meter. Aus dieser Zeit stammt auch die Orgel, die von Karl Einschenk aus Kronstadt gebaut wurde.
Durch die Deportationen nach Russland nach 1945 und den Exodus aus Rumänien nach der Wende im Dezember 1989 ist die Landler-Gemeinde inzwischen auf acht Personen geschrumpft, die alle bereits über 70 Jahre alt sind.
Ausführliche Informationen zu Neppendorf finden Sie bei -> siebenbuerger.de.
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