Hosmann (dt. Holzmengen) liegt knapp 25 km östlich von Sibiu in Richtung Agnita und verfügt über eine Kirchenburg mit einem außergewöhnlichen romanischen Portal. Ursprünglich wurde hier im 12. und 13. Jhdt. eine dreischiffige romanische Basilika errichtet. Das Mittelschiff hatte ein flaches Holzdach und die beiden Seitenschiffe waren mit Kreuzgewölben ausgestattet. Das Innere des im Westen stehenden Turms war zur Basilika hin offen (In der nachfolgenden Skizze schwarz gezeichnet).
Die heutige Kirche verdankt ihr Aussehen einer großzügigen Unterstützung der -> Sieben Stühle im 15. Jhdt. Die kleine Eingangshalle vor dem Portal entstand erst zum Ende des 18. Jhdts.
Im Innern des Turms ist die ehemailige Öffnung in den Kirchenraum noch gut zu erkennen und auch die Ansätze der Kreuzgewölbe sieht man noch deutlich. Auf die Emporen des romanischen Baus gelangte man über zwei seitlich im Turm angelegte Treppen.
Das Portal
Den Haupteingang ziert immer noch das romanische Portal mit seinen vier Rundsäulen, deren Pfeiler an der Basis mit verschiedene Tierköpfen, darunter auch ein Katzenkopf verziert sind. Die romanischen Elemente sind wesentlich zierlicher als üblich und das liegt vermutlich daran, dass die Siebenbürger Sachsen aus den Gebieten des heutigen Lothringen, Luxemburg, Flandern und Elsass stammten und die leichtere französische Romanik mitbrachten. Oberhalb der Portalsäulen findet sich ein interessantes Ensemble von Figuren.
Auf der linken Portalseite ist ein Teufel, der einen Jüngling erfasst, der Apostel Petrus und ein betender Mann dargestellt. Auf der echten Seite findet man eine Nixe oder Sirene mit Fischleib und einer Zwergenmütze, den Evangelisten Markus mit dem Löwen und zwei Diakone.
An der Westseite des Turms ist eine romanische Plastik erhalten, die einen unbekleideten und einen bekleideten Menschen zeigt. Historiker sind sich nicht ganz einig, ob es sich um die Darstellung der Taufe Jesu oder um ein Motiv mit Adam und Eva handelt.
Der heutige Kirchenraum ist zum größten Teil sehr gut erhalten und restauriert. Lediglich die Grundmauern sind feucht und man versucht durch Ausschachten die Luftzufuhr und die Trocknung zu verbessern. Vor einigen Jahren wurde während eines Sturms der Ostteil des Turms abgedeckt und im Kirchenraum unterhalb des Turms sind die dadurch entstandenen Wasserschäden deutlich zu erkennen.
Der Turm
Die Besteigung des Turms ist etwas abenteuerlich, dafür wird man aber mit einer herrlichen Aussicht auf die Karpaten entschädigt. Im vorletzten Stockwerk findet sich noch das Uhrwerk für die Turmuhr, das leider nicht mehr in Betrieb ist.
Ursprünglich war der Turm sehr niedrig und wurde erst um 1500 wegen der zunehmenden Übergriffe der Osmanen und Mongolen um eine weitere Etage mit Schießscharten und um einen Wehrgang aus Holz ergänzt. Die Öffnung zum Kirchenraum und einer der früheren Emporenaufgänge wurde zugemauert. Weitere Wehrmauern um die Anlage boten auch vor den plündernden Truppen -> Mihai Viteazuls (Michael der Tapfere) Schutz.
Auch die insgesamt sieben Wehrtürme in den Ringmauern (vier in der inneren und drei in der äußeren Mauer) entstanden zu dieser Zeit.
Die Besichtigung kann man über die Rufnummer 0040 74343 6743 kurzfristig organisieren.
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