Parastasis – Ein Jahr nach der orthodoxen Beerdigung

Titelbild - Eine orthodoxe Beerdigung in Siebenbürgen

Im vergangenen Jahr hatte ich in meinem Beitrag -> Eine orthodoxe Beerdigung in Siebenbürgen die Folge der Trauerzeiten und deren Ablauf beschrieben. Dabei bin ich auf die Parastasis ein Jahr nach dem Tod nur oberflächlich eingegangen. Am ersten Jahrestag des Todes meines Nachbarn durfte ich nun an der Parastase selbst teilnehmen und möchte hier darüber berichten. Allerdings ist das Thema in religiöser und traditioneller Hinsicht weit vielschichtiger als ich es als Nicht-Rumäne darstellen kann.


Die Parastasis

Je nach Gegend sind die kirchlichen Traditionen etwas unterschiedlich, da die orthodoxe Kirche lokale Gepflogenheiten und Gewichtigen der Gedenktage in gewissem Umfang duldet. So gelten offiziell der dritte Tag nach dem Tod, der neunte Tag, der vierzigste Tag, die Tage nach einem Viertel-, einem halben, einem Dreiviertel- und einem ganzes Jahr als Gedenktage für den Verstorbenen. In meiner Gegend etwas westlich von Sibiu ist neben den im letzten Beitrag beschriebenen Tagen und Zeiträumen der Tag ein Jahr nach dem Versterben für die Angehörigen und Dorfbewohner wichtig – die sogenannte Parastasis.
Gefeiert wird dabei die Wiedergeburt des Verstorbenen im Jenseits, sozusagen der erste Geburtstag.
Der letzte große Feiertag zum Gedenken findet dann nach sieben Jahren statt.


Wann und wie wird gefeiert?

Fällt der Jahrestag des Todes auf einen Wochentag, so ist nach den Regeln der orthodoxen Kirche Rumäniens die Parastasis am Samstag dieser Woche zu feiern. Aus praktischen Erwägungen findet die Parastasis bei mir im Dorf im Anschluss an den sonntäglichen Gottesdienst statt. Dabei geht es vor der Kirche recht locker zu. Die Kinder spielen teils auf dem Kirchhof, Verwandte schleppen Getränke und Tüten zum Kirchenportal und es bilden sich immer wieder kleine Gruppen von Menschen, die kurz aus der Kirche kommen und über Gott und die Welt diskutieren, um dann wieder in die Kirche hinein zu gehen. Vor dem Portal werden Tische aufgebaut, noch schnell geputzt und Pappbecher und Getränke hergerichtet.

Ist der lithurgische Teil der Parastasis beendet, geht der Preot mit den Teilnehmern zum Grab des Verstorbenen und segnet es mit Gesängen und Weihrauch. Die Umstehenden halten sich dabei alle an den Händen, bevor man wieder zurück vor das Kirchenportal geht.


Ablauf der Parastasis

Bei dieser Parastasis waren in der Woche des Vorjahres drei Menschen gestorben, so dass alle drei Feiern an selben Sonntag stattfanden. Nach dem Gottesdienst belegte jede Partei einen Tisch und bot allen Kirchenbesuchern Wasser, Limonade, Wein und natürlich Țuică an. Vom hinterbliebenen Ehepartner bzw. den Angehörigen erhielt jeder der Nachbarn und Freunde eine Papiertüte mit einem Bier, einem Colac (siehe Bild unten) und einer kleinen Schüssel. Wer -> Eine orthodoxe Beerdigung in Siebenbürgen gelesen hat, erinnert sich sicher noch an das bestickte Handtuch. Beide Gegenstände werden traditionell geschenkt.
Alle Gäste erhielten von jeder Trauerfamilie einen weiteren Colac, so dass ich also mit dreien beschenkt wurde. Die Kinder durften sich noch zusätzlich an kleinen Körben mit Süßigkeiten bedienen und auch einige Erwachsene griffen zu.

Colac zur Parastasis
Colac

Üblicherweise trifft mit sich anschließend im Hof des Verstorbenen zu einem Essen, das aus einer Ciorbă (rumänische Suppe), einem einfachen Fleischgericht und einem Dessert, wie z.B. -> Gogoşii und Kaffee besteht. Bei dieser Parastasis hat meine Nachbarin allerdings in ein Restaurant eingeladen, da die Zahl der Gäste im eigenen Hof nur recht mühselig zu versorgen gewesen wäre. Der Preot war mit dem Kirchenrat ebenfalls eingeladen, wie sich das gehört und sprach das Gebet vor dem Essen. Gemeinsam gedachte man dem Verstorbenen und danach wurde eine Schüssel mit geweihtem Brot herumgereicht, von dem sich jeder ein Stückchen nahm.

Beim Essen lässt man sich wie immer in Rumänien Zeit, es wird viel geredet, diskutiert und gelacht. Was nicht gegessen wird, wird eingepackt und mitgenommen.


Deutsche Erwartungen…

Da ich als Deutscher immer noch wenig Wissen um die Gepflogenheiten bei solchen Anässen habe, fragte ich am Abend zuvor in der Nachbarschaft, was man denn normalerweise zur Parastasis mitbringt, um sich für den Aufwand des Gastgebers erkenntlich zu zeigen. Schließlich sind Pensionen und Einkommen in Rumänien auf dem Land recht niedrig und eine Bewirtung ist im Verhältnis dazu auch hier nicht ganz billig. Ich hatte auch damit gerechnet, dass man zumindest Blumen für das Grab mitbringt. Mir wurde aber erklärt, dass das alles nicht üblich ist und man lediglich Blumen mitbringen kann, wenn es sich beim Verstorbenen um eine Frau handelt.

Fie că avem bani sau nu, suntem învățati sau analfabeți, buni sau răi, cu toții părăsim această viață într-o zi și ne prezentăm în fața lui Dumnezeu. Acolo va avea loc judecata Sa, unde vom primi răsplata cuvenită. Legătura celor morți cu cei vii nu încetează niciodată. Creştinii nu-şi uită morţii după îngroparea lor, ci se preocupă de rugăciuni pentru ei şi de pomenirea numelui lor. 

Ob wir Geld haben oder nicht, ob wir gebildet sind oder Analphabeten, gut oder schlecht, wir alle verlassen dieses Leben eines Tages und stellen uns vor Gott. Dort wird Sein Gericht stattfinden, wo wir die gebührende Belohnung erhalten. Die Verbindung der Toten mit den Lebenden endet nie. Christen vergessen ihre Toten nicht nach ihrer Beerdigung, sondern kümmern sich um das Gebet für sie und die Nennung ihres Namens.

Quelle: – condoleante.ro

Weitere interessante Informationen findet man z.B. auf -> crestinortodox.ro (in rumänischer Sprache).

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