Braunbären in Rumänien – Verhaltenstipps

Braunbär

Wer in den Wäldern Rumäniens wandert oder gar übernachtet, tut gut daran sich vorab zu informieren, wie man sich bei einer der seltenen aber doch möglichen Begegnung mit einem Braunbären verhalten sollte. Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich bin hier noch nie einem Braunbären begegnet und gebe hier die Warnungen und Ratschläge aus meiner alteingesessenen Nachbarschaft weiter und ergänze das um einige Informationen, die ich seriösen Internetseiten entnommen habe.
Nachdem in diesem Sommer bereits mehrfach Braunbären im Dorf waren und neben zwei Hühnerställen auch etliche Pflaumenbäume geplündert haben, ist eine solche Begegnung allerdings nicht ausgeschlossen und dann kann es lebensrettend sein, über die Verhaltensweisen der normalerweise scheuen Tiere informiert zu sein.

Bildquelle Titelbild: Jens Bredehorn  / pixelio.de

Der Ort Vale liegt am nördlichen Berghang der Südkarpaten in einem engen Tal, das an den steilen Berghängen dicht und nahezu undruchdringlich bewachsen ist. Als wir vor einigen Jahren zum ersten Mal in der Gegend waren, kamen die Braunbären nach Aussagen der Einwohner nur im ausgehenden Winter vom Hunger getrieben bis ins Dorf herunter. In der Regel sind Bären sehr menschenscheu und lange bevor man sie sieht, bemerken sie den Geruch des Menschen oder nehmen dessen Geräusche wahr und ziehen sich zurück.
Trotzdem ist es eine gute Idee, sich in Rumänien mental auf eine mögliche Begegnung mit einem Braunbären vorzubereiten.

Der rumänische Braunbär

Die Bären in Rumänien sind eine Unterart der Braunbären und werden dem eurasischen Braunbären (Ursus Arctos Arctos) zugeordnet. Die (unzuverlässige) Schätzung der Population kommt auf 6.000 bis zu 10.000 Tiere im Land. Mit einem Gewicht von bis zu 320 kg bei männlichen, bis zu 200 kg bei weiblichen Tieren und einer Schulterhöhe bis zu 1,50 Meter ist er durchaus beeindruckend. Seine Nahrung besteht hauptsächlich aus Beeren, Früchten, Rinden und Insekten, wobei er aber auch Fleisch und Aas nicht verschmäht. Es handelt sich also keinesfalls um einen Veganer, wie funk der ARD behauptet, sondern um einen typischen Allesfresser.

Schön gegendert, aber ein Bär ist kein Veganer - ARD / funk auf Instagram
Schön gegendert, aber ein Bär ist kein Veganer – ARD / funk auf Instagram

Was Bären anlockt

Als Wanderer oder Camper tut man gut daran, auf jeden Fall alles was süß ist, luftdicht zu verpacken. Die Bären riechen ausgesprochen gut und ein Müsliriegel mit Honig oder allein die übrig gebliebene Verpackung kann einen Bären über große Entfernungen anlocken. Auch Marmeladen, Knochen oder Reste von Gegrilltem, leere Konserven- und Getränkedosen sowie Kunststoffverpackungen können sein Interesse durchaus wecken und ihn seine Menschenscheu vergessen lassen. Insbesondere Rapsöle werden von Bären über Kilometer gerochen.
Wenn es um’s Fressen geht, ist ein Bär nicht zimperlich.

Richtiges Verhalten in Bärengebieten

Da man meist auf die Menschenscheu der Braunbären vertrauen darf, sollte man in Bärengebieten nicht herumschleichen, sondern sich durch Geräusche bemerkbar machen. Dadurch vermeidet man, dass ein Bär überrascht wird und gibt ihm die Möglichkeit zum frühzeitigen Rückzug. Bären nutzen im dichten Wald gerne auch Pfade, die man selbstredend meiden und denen man keinesfalls folgen sollte.

Spaziergänge in der Dämmerung oder nachts bergen ein wesentlich höheres Risiko auf einen Bären zu treffen.

Wenn es zur Begegnung mit einem Braunbären kommt

Die erste Regel bei einer Begegnung mit einem Braunbären ist „Ruhe bewahren“. Das ist dann sicher nicht einfach, aber eine Flucht ist sinnlos. Das zeigt sich oft bei Mountain-Bikern, die ohne Vorwarnung von Bären gejagt werden. Der Bär interpretiert das Fahrradfahren als Flucht und das weckt sofort seinen Jagdinstinkt.

Unterschätze nie die Geschwindigkeit eines Bären

Bärenmütter sind besonders empfindlich bei Begegnungen. Trifft man auf Bärenkinder, kann man davon ausgehen, dass eine Bärenmutter in unmittelbarer Nähe ist.

Gibt es keinen sicheren Rückzugsort wie z.B. ein Auto, dann hilft bei einem nicht bereits aggressiven Braunbären nur laut und beruhigend zu reden und wenn vorhanden mit einem Stock langsame und ausladende Bewegungen zu machen. Dadurch erscheint man größer. Hat man keinen Stock bewegt man stattdessen langsam und ruhig die Arme. Dabei sollte man je nach Reaktion des Tieres immer nur langsam einen Schritt vorwärts oder sehr langsam einen oder mehrere Schritte rückwärts gehen. Keinesfalls sollte man versuchen wegzulaufen, Drohgebärden zu zeigen oder gar Steine zu werfen!

Tatze eines Braunbären - Uli Stoll Outdoor-Fotografie info@parknplay.de / pixelio.de
Tatze eines Braunbären – Uli Stoll Outdoor-Fotografie info@parknplay.de / pixelio.de

Das Aufrichten eines Bären ist niemals eine Drohgebärde. Bären machen das, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen und Gerüche besser wahrnehmen zu können.

Bei aggressiven Tieren ist ein Bärenabwehrspray (z.B. Pfefferspray Walther ProSecure 400ml) mit ausreichend Inhalt sinnvoll, das man im Notfall auf kurze Distanzen unter 5 Meter einsetzen kann. Von kleinen Pfeffersprays mit ca. 50 ml ist abzuraten, da sie einen Bären wenig beeindrucken werden und es sehr schwierig ist, in einer Notsituation diese geringe Menge zielgerichtet zu platzieren.

Der letzte Ausweg ist es, sich mit dem Bauch mit beiden Beinen fest zusammengedrückt auf den Boden zu legen, die Hände im Nacken zu verschränken und sich tot zu stellen.

Hunde sind bei Begegnungen mit Bären meist ein Problem. Die Hirtenhunde hier sind speziell auf solche Fälle trainiert und verhalten sich entsprechend. Auch ihnen gelingt es nur im Rudel eine Herde gehen einen Bären erfolgreich zu verteidigen. Ein nicht sehr gut abgerichteter Hund dagegen wird den Bären dagegen provozieren, weil er bellen wird, die Distanz zu ihm zunächst verringern wird und bei einem Angriff des Bären flüchtet, wodurch der Jagdinstinkt geweckt wird. Zudem wird ein solcher Hund versuchen zu seinem Besitzer zu kommen und dann wird es auch für ihn gefährlich. Daher gilt: In Bärengebieten Hunde immer an die Leine nehmen!

Hier in Vale haben einige Nachbarn zusätzlich zu den üblichen Drahtzäunen inzwischen Elektrozäune installiert, die Braunbären zuverlässig abhalten. Trotzdem sind wir als Bewohner vorsichtig, denn vor vier Wochen gab es einen Bärenangriff auf Schafhirten in Suceava. Ein Hirte wurde dabei getötet und zwei weitere schwer verletzt. Nahe des Stadtzentrums von Sibiu kletterte ein Bär vor vier Jahren auf den Hausdächern herum und musste erschossen werden. Vor vier Monaten wurde ein Mann aus einer Wandergruppe von einem Bären zu Tode gebissen.
Die Ursache solcher Unfälle ist in aller Regel ein falsches Verhalten des Menschen, wenn es zu einer der seltenen Begegnung kommt. Zwischen 2000 und 2015 gab es 11 Tote durch Bärenattacken, im Straßenverkehr starben in Rumänien im Jahr 2020 über -> 70 Personen.

Also Respekt, aber keine Angst vor Bären in Rumänien!

Quellen unter anderem:
-> http://bearwatching.ro/de/uber-braunbaren/

Ähnliche Beiträge:
-> Hausschlachtung in Transilvanien – Tăierea Porcului
-> Rumänien ist auf dem Land ganz anders!

Buy Me a Coffee at ko-fi.com

You May Also Like

1 Comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Aus persönlichen Gründen...

... kann ich den Blog im Moment leider nicht wie gewohnt betreuen und Anfragen zeitnah beantworten. Lediglich die technische Funktionalität versuche ich aufrecht zu erhalten. Sollte es trotzdem was Neues hier geben, dann schreibe ich eine Info in die Telegram-Gruppe.


In der Telegram-Gruppe können Sie sich weiterhin mit anderen Lesern von Împuşcătura austauschen.

Zur Telegram-Gruppe