Schlosspark Bukowiec (Buchwald, Niederschlesien)

Die Klosterruine

Der Schlosspark Bukowiec (Niederschlesien) im Hirschberger Tal ist einer der schönsten Parkanlagen dieser Gegend und bietet einen Einblick in die gestalterischen Vorstellungen der Romantik. Die Park gliederte sich in Seen, Bereiche mit exotischen Bäumen und Pflanzen, tiefergelegten Gärten, Jagdhütten, einen Pavillon, Laubengänge auf zwei Etagen, das Belle Vedere und sogar eine nachempfundene Klosterruine, die Abtei.

Der Gestalter des 120 ha großen Parks, Friedrich Wilhelm von Reden, wird 1752 als Sohn des Barons John Ernest William Reden und seiner Frau Sophia in Hameln geboren. Er ist von 1785 bis 1815 Eigentümer des eher schlichten Schlosses Bukowiec (Buchwald). Dorthin zieht er sich 1807 zurück, als seine Karriere unter Friedrich Wilhelm III. aufgrund der Niederlage Preußens im napoleonischen Krieg jäh endet. Fünf Jahre zuvor hatte er 1802 die 22 Jahre jüngere Friederike, geborenen Freiin Riedesel zu Eisenach geheiratet, die aufgrund ihres sozialen Engagements später auch die Mutter des Hirschberger Tals genannt wurde. Die Ehe blieb kinderlos und war – so muss man aufgrund vieler Zeugnisse aus der Zeit annehmen – so romantisch glücklich, wie das Ideal dieser Zeit sich das nur vorstellen konnte.

Das Belle Vedere von Bukowiec
Das Belle Vedere von Bukowiec

Das Schloss

In Bucowiec fallen zunächst die neu renovierten Wirtschaftsgebäude an der Ortsstraße auf, das Schloss selbst liegt nahe der Straße und doch etwas versteckt hinter Bäumen. Erbaut wurde es Anfang des 15. Jhdts. und war ursprünglich mit einem Wassergraben umgeben. Im 16. Jhdt. wurde es zu einem Renaisaance-Herrenhaus umgebaut und erst unter Friedrich Wilhelm von Reden erhielt es durch die neo-klassizistische Umgestaltung ab 1785 sein heutiges Aussehen. Passend zur Gestaltung des Parks im Stil eines damals typischen englischen Landschaftsparks, ist das Schloss zurückhaltend und für einen adligen Besitz doch recht bescheiden.

Schloss Bukowiec
Schloss Bukowiec

Der Park

Die Übergänge zwischen den verschiedenen Bereichen des Parks sind fließend. Immer wieder kommt man an unterschiedlich großen Teichen und Seen vorbei und seit sich eine polnische Initiative der Restaurierung des Parks widmet, wird nach alten Plänen gearbeitet, Sichtachsen werden wieder freigelegt und die im Park verstreuten Gebäude werden wiederhergestellt oder nachgebaut. Die ganze Anlage ist inspiriert von den damals in England in Mode gekommenen „ornamental farms“, bei denen romantische Plätze in künstlerisch gestalteter Naturlandschaft nahtlos in die landwirtschaftlichen Bereiche übergehen. Dieses Konzept hatte Friedrich Wilhelm von Reden, der während seiner Ausbildung sehr viel reiste, in England kennen gelernt.

Der Landschaftspark
Der Landschaftspark

Die Liebe

Ganz zur Romatik dieser Zeit passte die Ehe der Friederike, geborene Freiin Riedesel zu Eisenach, und Friedrich Wilhelm von Reden. Friederike entstammt seibst einer sehr glücklichen Ehe des Husarenrittmeisters Friederich Adolf von Riedesel mit Friederike von Massow. Kennengelernt hatten sich Friedrich Wilhelm und Friederike in London und Friederike war unsterblich verliebt, obwohl der Verehrte über 20 Jahre älter war als sie.

Ich fand ihn unendlich anziehend, wohlwollend, wahrhaft edel in Haltung und Gespräch.

Friederike, geborene Freiin Riedesel zu Eisenach

Die Hochzeit fand 1802 statt und die Ehe endete mit dem Tod von Friedrich Wilhelm von Reden im Jahr 1815. Während der 13 Ehejahre investierten beide viel Zeit und Geld in den Park und Friedrichs Tod am 3. Juli 1815 in ihren Armen war für Friederike ein schwerer Schlag. Friederich hatte sie zur Erbin von Bukowiec bestimmt, im Wissen, dass nur sie seine Arbeit gewissenhaft fortführen würde. Am 22. Juli 1805 schreibt sie an eine Freundin:

Was soll ich Ihnen mit einem zerissenen Herzen sagen, besten Freunde, mein Lebenglück ist mir genommen, und obgleich von meinen Schwestern und Bruder umringt, die mir Liebe und Pflege spenden, fühle ich mich verlassen, verödet, und unaussprechlich unglücklich — es läßt sich nichts vergleichen mit dieser Entbehrung des täglich stündlichen Umgangs eines Mannes, der der einzige Gegenstand unserer Liebe, unserer Gedanken, unsers Handelns und Lebens war — mit der Entbehrung seiner Liebe, seines Raths, seiner Zufriedenheit — mit der Entbehrung seines Gesprächs, seines ganzen Zutrauens; wer dies alles in dem Grade wie ich genoß, kann nur aus Pflicht noch leben wollen — aber das Leben wird eine schwere, schwere Pflicht.

Eleonore Fürstin Reuß: Ein Leben nach Briefen und Tagebüchern

Die folgenden Jahre waren geprägt von beständiger Trauer um den geliebten Mann. Friederike verstand es über die Jahre hinweg Kontakte zum König aufzubauen und Buchwald wirtschaftlich gut zu führen und zu erhalten. Als der König verstarb und sein Sohn Friedrich Wilhelm IV. den Thron besteigt, bestehen die freundschaftlichen Beziehungen zur Krone fort.

Die Kapelle als romantische Ruine
Die Kapelle als romantische Ruine

Zu Beginn des Jahres 1841 gab es wiederholte Anfragen an die Gräfin Buchwald zu verkaufen. Ein Prinz Carl wollte es „a tout prix“ kaufen und ein anderer behauptete, es sei ihm von der Gräfin Reden angeboten worden, was sie entrüstet zurückwies. In einem Brief an Prinzess Wilhelm Von Preussen schreibt sie:

Der bloße Gedanke Buchwald zu verkaufen, scheint mir so monströs, daß ich nicht gegreifen kann, wie Jemand, der mich kennt, nur einen Augenblick daran denken kann — — fällt es dem nicht gleich ein, daß die Abtei hier steht — — und daß jeder Baum, jeder Strauch ein Erinnerung oder ein Liebesdenkmal ist!!

Eleonore Fürstin Reuß: Ein Leben nach Briefen und Tagebüchern

Friederike überlebte ihren Geliebten 39 Jahre und starb friedlich am 14. Mai 1854 in Buchwald (Bukowiec).

Der Grabstein neben der Kapelle
Der Grabstein neben der Kapelle

Annex

Auch wenn ich kein sehr romantisch veranlagter Mensch bin, so hat mich der Park von Bukowiec doch offensichtlich so beeindruckt, dass ich für diesen Beitrag viele Stunden recherchiert habe, um Ihnen den Besuch von Buchwald ans Herz zu legen.

Mehr zum Leben des Friedrich Wilhelm Graf von Reden finden Sie in -> diesem Aufsatz.
Mehr über Friederike von Reden finden Sie -> hier in der Online-Bibliothek der Russischen Staatsbibliothek.

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