Die Kirchenfestung von Ighișu Nou (Eibesdorf)

Eibesdorf (rum. Ighișu Nou) liegt wenige Kilometer südlich von Mediaș. Kurz vor dem Kreisverkehr am südlichen Ortsausgang von Mediaș biegt man links von der DN14 ab auf die DC10 und kurz danach auf die Strada Ighișului, der man für knapp 5 km folgt. Die Straße führt an einem als Ausflugsziel sehr beliebten See vorbei, an dem man mit dem Wohnmobil sehr gut übernachten kann.

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Das Dorf

Eibesdorf (rum. Ighișu Nou) liegt in einem in einem Sacktal der Großen Kokel und wurde 1305 das erste Mal urkundlich erwähnt. Es war eines der relativ reichen Dörfer der Siebenbürger Sachsen und hatte vor 1925 den Namen Sächsisch-Eibesdorf . Die Bewohner betrieben hauptsächlich  Weinbau, Ackerbau, Viehzucht (Stierzucht) und Obstbau. Um 1940 hatte der Ort 1547 Einwohner, davon 754 Deutsche. 1989 waren es nur noch 583 Deutsche und durch die Auswanderungswelle nach 1989 schrumpfte die deutsche Bevölkerung 1995 auf nur noch 36 Deutsche. Heute wohnen dort mehrheitlich Rumänen, einige Ungarn und etliche Țigani (Roma). Insgesamt macht der Ort einen überdurchschnittlich gut gepflegten Eindruck.
Die Geschichte des Ortes scheint relativ unauffällig verlaufen zu sein, zumindest konnte ich darüber nur dieses spärliche Material finden.

Die Kirchenburg von Ighișu Nou (Eibesdorf)

Die Schlüssel zur Kirchenfestung bekommt man in einem Haus, das vom Eingang aus etwa 150 Meter weiter leicht bergauf auf der linken Seite der Straße liegt. Wie in Rumänien auf dem Land üblich gibt es keine Türklingel, aber wenn man etwas Radau macht, wird man eventuell gehört.
Ansonsten kann man laut -> kirchenburgen.org bei Frau Monica Aldea in der Str. Școlii, Nr. 41 mit der Telefonnummer +40 765 038408 den Schlüssel bekommen.

Die Datierung der Bauabschnitte der Kirchenburg von Ighișu Nou (Eibesdorf)
Die Datierung der Bauabschnitte der Kirchenburg von Ighișu Nou (Eibesdorf)

Die Kirchenburg wurde im Wesentlichen von 1420 bis 1494 gebaut. Die Burganlage liegt auf einem Plateau und wird zu einer der malerischsten Siebenbürgens gezählt, was ich so bestätigen kann. Durch den Eingang von der Straße, der frei zugänglich ist, kommt man in eine schmale Gasse zwischen den beiden südlichen Verteidigungsmauern. In Richtung des runden Wehrturms findet man gleich nach dem Ausgang rechts (rechtes Bild) übrigens Gelegenheit auf der Terrasse einer kleinen Bar einen Kaffee mit idyllischer Aussicht auf das Dorf zu genießen.

Durch eine kleine Türe zwischen den Mauern gelangt man ins Innere des Kirchhofes. Auf der Westseite befindet sich das Portal des Haupteingangs zur Kirche. Üblicherweise wurde von den Kirchenbesuchern jedoch immer das Seitenportal genutzt, so auch heute. Im Innern findet man eine reichhaltig ausgestattete Kirche. Aufwändige Steinmetzarbeiten an Fenstern, im Chor und am Westportal lassen den gewissen Reichtum der Eibesdorfer erahnen, der sicher auch der örtlichen Nähe zu Mediaș geschuldet ist.

Das Hauptportal der Kirchenburg von Ighișu Nou (Eibesdorf)
Das Hauptportal der Kirchenburg von Ighișu Nou (Eibesdorf)

Der heutige Sakralbau ist der hl. Maria geweiht und entstand aus einer turmlosen gotischen Saalkirche mit einem schmalen Chor zu Anfang des 15. Jhts.. Die Ausstattung, der Altar, die Kanzel und die Orgel entstammen im Wesentlichen dem Barock.

Der Altar wurde Im 18. Jahrhundert im barocken Stil erneuert und als -> Ädikula-Altar gestaltet. Das Hauptbild von 1855 zeigt die Kreuzigung umrahmt von korinthische Säulen und im oberen Teil ist eine Auferstehungsszene dargestellt.

Der Erbauer der mechanischen Orgel von 1775 mit Pedal und 13 Registern ist leider unbekannt. Zumindest ist sie spielbar, auch wenn sie einige Fehler hat und nicht sonderlich gepflegt wird. Belegt ist die Reparatur und Erweiterung, sowie ein neues Gehäuse aus den Jahren 1853 bis 1854 und die Ersetzung einiger fehlender Pfeifen durch die landeskirchliche Orgelwerkstatt 1989.

Der auffällige große Wehrturm auf der Westseite wurde mit einem hölzernen Obergeschoss erbaut, das einen guten Ausblick in die Umgebung erlaubt und ist mit einem Walmdach versehen. Er diente neben der Verteidigung primär der Aufbewahrung von Vorräten für den Kriegsfall. Der Wehrturm am äußeren Ring schützte den östlichen Eingang und vor eventuellen Angriffen über den aus dem Dorf steil aufsteigenden Hang zum Plateau.

Ich kann jedem Besucher von Mediaș den kurzen Abstecher nach Eibesdorf nur empfehlen. Es lohnt sich wirklich.

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